Man muss auch die positiven Seiten sehen (Galgenhumor, sorry): Man freut sich als Stadtbewohner über jeden Anlass, bei dem die Landbevölkerung mal dabei behindert wird, über die Autobahnen mit ihren schweren Kraftfahrzeugen in die Städte einzufallen oder auf der schnellen Durchfahrt zu lärmen. Manchmal ist dann einen halben oder einen ganzen Tag eine himmlische Ruhe, wie man sie sonst nur auf dem Land kennt. Vielleicht auch diesmal.

Zur Nabu-Studie: Man muss sich das ausführlich beschriebene Verflechtungsdiagramm mal reinziehen, um zu begreifen, wie hohl die Distanzierung des Bauernverbandes ("... aufs Schärfste ...") ist. Wer glaubt, daß ein gut vernetztes und mit Geld, Personal, Fahrzeugen und politischen Seilschaften bestens ausgestattetes Konglomerat von Vereinen, Verbänden, Thinktanks usw. sich einfach und völlig überraschend von rechtsradikaler Seite unterwandern läßt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

Der DBV ist als Verband ein durchaus mafiöser Haufen, der in Hauptsache die Interessen der landwirtschaftlichen Großbetriebe vertritt. Außerdem ist er stark an die CDU gebunden. Überall wo dieser hegemonial die Interessen der Landwirte vertritt wählen selbige CDU oder FWG. Z.B. appellieren die Landwirte in CDU-regierten Ländern oftmals gegen rechte Auswüchse und Gewalt (siehe Niedersachsen: landvolk.net/lpdartikel/gemein…). Gegen eine Regierung mit CDU-Beteiligung würde nicht so vehement mobilisiert. Das ist wie bei dem Verhältnis zwischen der SPD und DGB-Gewerkschaften.

Das die Studie vom grünennahen NABU jetzt erscheint ist ja auch kein Zufall.

Problematisch ist noch mehr dass sich mit dem LSV eine neue bäuerliche Struktur aus jenen, die sich nicht mehr vom DBV vertreten fühlen gebildet hat, die rechtoffener ist und scheinbar als Einfallstor für die AfD dient (der-rechte-rand.de/archive/100…). Das diese sich nicht von rechten Akteuren distanziert ist kein Wunder.

Es gibt aber auch andere Verbände die linke und ökologische Gedanken teilen. Z.B., die Initiative »Grüne Gewerke« der Basisgewerkschaft Freie Arbeiterunion (FAU), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die »Aktion Agrar« etc.

Diese sind alle auf der Straße. Hier ein paar linke Argumente: jungewelt.de/artikel/466636.po…

Hier etwas zu AbL-Positionen, vor allem der Jugendorga:

Die Holzhammermethode des Bundeskabinetts gegen Landwirte müsse unterbleiben, allein deshalb seien die Bauernproteste gerechtfertigt, sagte der Vorsitzende des Landesverbands Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Ottmar Ilchmann, gleichentags jW. Er wünsche sich aber eine »differenziertere Diskussion in einer weniger aufgeheizten Stimmung«. Dann könnten bestimmte Agrarsubventionen samt zu niedrigen Erzeugerpreisen jeweils auf den Prüfstand. Weil: Der klimaneutrale Umbau der Landwirtschaft müsse weitergehen.
Was Bauernaktivisten ferner beschäftigt: Vereinnahmungsversuche des Aufruhrs von rechts. »Wir distanzieren uns eindeutig von jeglicher Form von Rassismus und Menschenfeindlichkeit«, erklärte die AbL-Jugendorganisation am Mittwoch auf ihrem Instagram-Account. Das sieht Agrarblogger Bernhard Barkmann genauso. Mit Berufskollegen hat er eine Banneraktion für anstehende Kundgebungen und Demozüge initiiert – Motto: »Landwirtschaft ist bunt, nicht braun«. Die Initiatoren wollen Rechten und Reaktionären sprichwörtlich nicht das Feld überlassen, öffentlich Präsenz zeigen, betonte Barkmann

Noch hinzugefügt:

Es fehlt bei Schleppern an technischen Alternativen zum Verbrennerantrieb. Und eh: Traktoren sind Arbeitsgerät für Äcker und Grünland, die in der Regel nicht öffentliches Straßenland nutzen. Besonders betroffen wäre außerdem der Ökolandbau. Die Bodenbearbeitung dort ist aufwendiger als bei konventionellen Betrieben, die Pflanzenschutzmittel wie Herbizide einsetzen. Ökobauern bekämpfen Unkraut mechanisch, fahren öfter als ihre Berufskollegen übers Feld. Kurzum, sollte die Streichliste der Ampel durchkommen, drohen neue Hofpleiten.